Wolfsgrau Nebelherz (German Edition) by Henry D. Rottler

Wolfsgrau Nebelherz (German Edition) by Henry D. Rottler

Autor:Henry D. Rottler [Rottler, Henry D.]
Die sprache: deu
Format: azw3
Herausgeber: QbusArt
veröffentlicht: 2014-08-31T22:00:00+00:00


Yve

In der heruntergekommenen Westgarnison saß Yve auf einem wackeligen und wurmzerfressenen Holzstuhl und prüfte ihre Ausrüstung. Ein Eimer mit Schmierfett stand neben ihr und mit regelmäßiger Monotonie griff sie hinein um Scharniere und Flächen einzufetten. Sie inspizierte akribisch ihren Brustpanzer, der an mehreren Stellen durchbrochen war. Ein gewaltiger Riss zierte die Flanke - ein Wunder, dass sie von dieser Attacke keine ernsthafte Verletzung davon getragen hatte. Glücklicherweise hatte das unterliegende Wollhemd den Stoß gedämpft und ihm die Wucht genommen. Eine kleine, längliche Narbe war das Resultat und die Wunde bereits nahezu verheilt. Ein fähiger Rüstungsschmied würde den Panzer ausbessern können - so einer greifbar wäre. Sie zischte erzürnt bei dem Gedanken. Grauweiler war in heller Aufregung, die bevorstehende Belagerung hatte zu hektischen Manövern geführt, aller Orte wurde ausgebessert, gehämmert, geschuftet und geschleppt.

Mit dem geübten Blick eines Feldherren hatte sie die Schwachstellen der Burgstadt sofort erkannt - während sie nun ihre Ausrüstung pflegte und reinigte, durchspielte sie im Geiste mehrere mögliche Szenarien. Die Ergebnisse dieser Gedankengänge waren frustrierend. Bereits nach den ersten Tagen würden die Außenmauern fallen, die Verteidigung würde in den schmalen Gassen und Teildistrikten verlagert werden und ihren Schwerpunkt in kleinen, mörderischen Handgemengen finden.

Die beste Chance bot der mächtige Bergfried, er würde lange standhalten. Ob lange genug, das würde sich zeigen. Nach dem Brustpanzer widmete sie sich ihrem Kriegshammer Schwingendonner. Sie prüfte die alte Waffe sorgfältig nach Rissen und anderen Beschädigungen. Der schwere Kopf hatte einen der drei Schlagdorne verloren, weitere Kerben fanden sich am Stiel, mit welchen sie pariert hatte - aber sie nickte zufrieden. Sie trug diese Waffe seit einer Dekade, seit sie ihn aus den blutigen Händen des Tribuns von Bramar entwendet hatte. Der Feldzug um die südlichen Baronien war ihr noch überdeutlich im Gedächtnis.

Die ländliche und weit entfernte Steppenregion wurde von einem Blutsturm der ketzerischen Cathari hinweggefegt, ein verwirrender und brutaler Feldzug. Der Ursprung der Häresie war nicht zu bestimmen, immer wieder flammten kleine Revolten in allen Baronien auf, die vom dortigen Magistrat nur stümperhaft bekämpft wurden. Im Ergebnis sah sich die Herrscherfamilie des Herzogs mit einer offenen Rebellion der südlichen Provinzen konfrontiert. Die Schwesternschaft entsprach der Bitte des Herzogs von Holmgard und entsandte eigene Truppen - im Vergleich zu den leichten Truppen der Cathari waren die Schwestern allerdings zahlenmäßig unterlegen. Dennoch trug der Orden den Kampf mit aller Brutalität ins Herz der südlichen Protektorate. Gefangene wurden noch an Ort und Stelle verbrannt, die schwach befestigten Dörfer und Karawansereien bis auf die Grundmauern zerstört - wenn das Land nur dadurch zu befrieden war, dass seine Bevölkerung auszurotten war, nun, dann sollte es eben so sein. In einer der zahllosen Furten des Flusses Gromgöl trafen im Spätherbst des zweiten Feldzugjahres der Hauptross der Schwesternschaft mit einer nur leicht bewachten Versorgungskarawane der Cathari zusammen. Aus dem kleinen Geplänkel entwickelte sich eine drei Tage dauernde Schlacht, an dessen Ende das kleine Expeditionsheer des Ordens sich in das Gros des sich zusammenrottenden Heerhaufens verbissen hatte und es schlussendlich verschlang. Die Rebellion fiel buchstäblich in sich zusammen. Der Tribun von Bramar hatte nicht die Absicht, ausgeweidet wie Schlachtvieh in die nächste Welt zu gleiten.



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